Wie in diesem Fall, so mag auch sonst ein Affekt des Schrecks, ein Schmerz das Festhaften in der Erinnerung begünstigen; doch hat dieses Unlustmotiv neben jener isolierenden Macht begleitender Vorstellungen nach den mir gewordenen Eindrücken im ganzen nur eine nebensächliche Bedeutung. So gilt denn, psychologisch betrachtet, für diese frühesten Lebenserinnerungen allem Anscheine nach schon die Regel, daß es überhaupt keinen isolierten Vorgang in unserem Bewußtsein gibt, sondern nur Verbindungen von Vorgängen, die einen Zusammenhang bilden und sich durch diesen wechselseitig in der Erinnerung befestigen. Es ist die Regel der Kontinuität des Bewußtseins, die sich so bereits für das erste Dämmern eines solchen bestätigt. Darum läßt sich nun aber auch nicht mit absoluter Sicherheit behaupten, daß irgend eine Erinnerung, die man geneigt ist für die früheste zu halten, dies wirklich sei, sondern man wird immer nur sagen können, daß sie durch ihre Verbindung mit den begleitenden Vorstellungen die hierzu geeignete Beschaffenheit annimmt. Jahrhundert – gilt, ist leicht zu erkennen, daß Hartmanns dichterische Motive eine durchgehend häretische Struktur haben. Diese Perversionen der christlichen Lehre mit dichterischen Mitteln als gefährliche Irrlehre zu markieren, betrachtet Wolfram als seine Aufgabe.
Gegen uns Deutsche ist bekanntlich im Laufe der letzten Jahre der Vorwurf erhoben worden, wir seien nicht fähig, Kolonien zu gründen, weil wir in der Kultur zurückgebliebene Völker nicht zu regieren und also auch nicht zu kultivieren vermöchten. Es ist dagegen von deutscher Seite schon des öfteren gewiß mit Recht eingewandt worden, daß viele namentlich der afrikanischen Stämme damit, daß sie uns zum großen Teil mit rührender Ausdauer die Treue bewahrt haben, das Gegenteil beweisen. Es gibt aber noch ein anderes, wie mich dünkt, schlagenderes Argument. Das besteht, abgesehen von der hervorragenden Bedeutung der teils im allgemeinen Kultur-, teils im politischen Interesse tätigen Kolonisatoren, wie Emin Pascha, Karl Peters, Hermann von Wißmann und vielen anderen, nicht zum wenigsten in den Leistungen der auf dem Boden der Kolonien tätigen deutschen Wissenschaft. Wo sind noch aus neuerer Zeit Werke von ähnlich umfassender Gründlichkeit zu finden wie J. Spieths Kulturgeschichte der Ewestämme , in welchem uns die Bevölkerung der kleinsten der deutschen Kolonien, Togo, nahegebracht worden ist?
Die Erec
Von meiner Arbeit über die Durchschneidung des Vagus gilt das aber in besonderem Grade, weil sie zu einem Briefwechsel mit Johannes Müller führte, dem ich mein deutsches Manuskript zur Aufnahme in das von ihm herausgegebene »Archiv für Anatomie und und Physiologie«, die angesehenste physiologische Zeitschrift, übergesandt hatte, und weil Johannes Müller sie mit einigen anerkennenden Worten in den Jahrgang 1855 dieser Zeitschrift aufnahm. Die Leihbibliotheken, mit denen damals Heidelberg namentlich in der älteren Literatur vielleicht besser als jetzt ausgestattet warfare, boten dem Lesetrieb in vielen Gebieten der Vergangenheit, von denen in den neueren in der Regel nichts zu finden ist, reiche Nahrung. In ihnen, namentlich in der ältesten derselben, hatten sich zu jener Zeit noch viele aus der Literatur des 18.
Hier, wo ich mittlerweile Privatdozent der Physiologie geworden struggle, hat er noch bei mir Kolleg gehört und mich gelegentlich nach diesem auf Spaziergängen begleitet, um mir von seinen Schicksalen auf Java und Sumatra zu erzählen. Nach intestine bestandener Prüfung hat er sein Leben als tüchtiger Arzt beschlossen. Als ich das Gymnasium besuchte, spielte in den kleineren Städten die Frage, ob sich in der gleichen Stadt eine Universität befand oder nicht, eine wichtige Rolle.
Gebiet Pharmakologie
Von dort ist er nach mehreren Jahren nach Heidelberg zurückgekehrt, bereits mit dem Keim der tötlichen Krankheit, die ihn nach wenigen Jahren dahinraffte. Hier durfte ich in beinahe täglichem Verkehr noch einmal die alte Freundschaft mit ihm erneuern, aus der mir vor allem die Winterabende erinnerlich sind, an denen wir beide zusammen Kants Kritik der reinen Vernunft lasen. Es struggle für uns beide die erstmalige Lektüre dieses Werkes, und für mich struggle es, wie ich wohl sagen kann, die erstmalige eines strengeren philosophischen Werkes überhaupt. Doch hat es gerade damals einen tiefen Eindruck auf mich gemacht. Denn es ist, wie ich glaube, gewissermaßen ein Vorbeugungsmittel gegen gewisse besonders in naturwissenschaftlichen Kreisen verbreitete, dem gegenwärtigen Positivismus verwandte Richtungen für mich gewesen. So erinnere ich mich, daß, als mir später der erste Übersetzer der Logik von John Stuart Mill, mit dem ich freundschaftlich verkehrte, dieses Werk als die auf der Höhe der Zeit stehende Philosophie empfahl, ich bereits damals an den Ausführungen Mills über die Logik der Mathematik beträchtlichen Anstoß nahm.
Der Mensch, so könnte man vielleicht sagen, liebt die freie Natur um so mehr, je ärmer diese Natur selbst ist. Die allgemeine Forderung, daß die Logik als Lehre von den Normen des Denkens niemals ein für sich bestehendes Ganzes, sondern stets an einen konkreten und demzufolge empirischen Inhalt gebunden ist, findet sich daher in der aristotelischen Logik und zwar in ihr in der allgemeingültigsten Weise bereits verwirklicht. Denn dieses empirische Substrat ist eben in ihr die Sprache. Aus ihr hat Aristoteles zunächst die allgemeinen Begriffsformen oder Kategorien als Grundbestandteile des logischen Denkens, dann aus diesen die Formen der Urteile abstrahiert, um daraus endlich seine die ganze Folgezeit beherrschende Syllogistik aufzubauen. Ist so die aristotelische Logik auf der einen Seite noch heute die ursprüngliche Form einer Logik, so ist sie aber auf der andern deren bleibende Form überall da, wo sich noch nicht für ein bestimmtes Wissenschaftssystem eine spezifische Symbolik, die die sprachlichen Formen ersetzt, ausgebildet hat. Besonders beeinflußte dies auch die Formen des geselligen Verkehrs.
Gebiet Innere Medizin
Um so mehr können sie, wo solche vorhanden sind, unabhängig nebeneinander bestehen. Für dieses Nebeneinander bietet vielleicht das Land Baden unter den kleineren deutschen Staaten die zahlreichsten Beispiele, und die politische Vergangenheit des Landes dürfte an diesen gegenüber dem übrigen Deutschland zweifellos etwas regsameren politischen Interessen wesentlich beteiligt sein. Wer, wie es mir begegnet ist, von Kind auf eine Reihe von Umwälzungen mitgemacht hat, von der Dorfrevolution bis zur Gründung des neuen Deutschen Reichs und darüber hinaus, dem werden die Erinnerungen an diese Ereignisse nicht so leicht aus dem Gedächtnis verschwinden, und sie haben die natürliche Tendenz, sich zu verbinden. So würde jene Dorfrevolution schwerlich in meinem Gedächtnisse haften geblieben sein, wenn mich nicht die Revolutionen von 1848 und 1849 und schließlich mit ihnen die politischen Wandlungen der späteren Tage immer wieder daran erinnert hätten.
So kommt es, daß der religiöse Optimist auch den Pessimisten für einen Mitchristen gelten läßt, daß aber der religiöse Pessimist den Optimisten für einen Abtrünnigen, und daß sich dieser dies ungerechte Urteil stillschweigend gefallen läßt, wenn er es nicht vorzieht, öffentlich aus der Kultusgemeinschaft auszutreten, die sich die christliche nennt. Für diese führt das aber die Folge mit sich, daß nicht selten der vulgäre Unsterblichkeitsglaube an die Stelle des religiösen Glaubens überhaupt tritt. Das ist, wie ich glaube, ein auf die Dauer unhaltbarer Zustand. Es muß eine Zeit kommen, in der niemand einem Menschen die transzendente Gottesidee und die übersinnliche Welt streitig macht, wenn er ihrer nicht anraten kann, in der aber auch offen jeder zu einer Gottesidee sich bekennen darf, die der menschlichen Seele immanent ist. Nimmt man die Eindrücke zusammen, die Berlin in jenen Tagen als Zentrale deutscher Wissenschaft ausübte, so struggle ihr Charakter ein eigentümlicher.
2 Three Facharzt Für Innere Medizin Und Gastroenterologie Gastroenterologe
Zugleich begleitete er jedoch den Vortrag mit experimentellen Demonstrationen von wunderbarer Vollendung. So bildete dieses Kolleg einen vollen Gegensatz zu der das Ganze der Chemie umfassenden, dabei aber den mündlichen Vortrag und die experimentelle Erläuterung absolut voneinander trennenden chemischen Vorlesung, die ich in Tübingen gehört hatte. War hier das System der Chemie in zwei Teile getrennt gewesen, deren Beziehung zueinander durch diese zeitliche Zerreißung im Bewußtsein des Zuhörers nahezu verloren gegangen warfare, so bildete bei Bunsen, der auf eine solche Systematik keinen Wert legte, jedes chemische Element ein unabhängiges Ganzes, das er nun in allen seinen Eigenschaften und unter Vorführung seiner Beziehungen behandelte und experimentell zur Anschauung brachte. Er versetzte so den Zuhörer derart mitten in die Erforschung des Gegenstandes, als wenn dieser selbst sie ausführte.
Der Schweizer will unter allen Umständen auf der Universität etwas lernen, und es würde schon seiner ererbten Sparsamkeit widerstreiten, wenn er einmal eine belegte Vorlesung ungenützt vorübergehen ließe. Dazu kommt noch ein anderes Moment, welches den Typus des Schweizer Studenten dem des höheren Schülers ungleich mehr als bei uns annähert. In vielen Fächern, namentlich in den philologischen, nützt die Unterrichtsbehörde die an der Universität angestellten Professoren auch bei den Gymnasien aus, wo sie in den höheren Klassen Unterrichtsstunden zu übernehmen haben. So kommt es, daß es in dem Bewußtsein des Studenten eine so scharfe Grenze zwischen ihm und dem Schüler wie bei uns nicht gibt und so auch der Ton des Verkehrs zwischen Schüler und Lehrer ein ähnlicher bleibt.
Bei dem Versuch, den Text so zu verstehen, sollte man nicht auf die Unterstützung durch den Dichter in seinen poetologischen Zwischenrufen verzichten. Jahrhunderts betrachtet, ist das Elsterngleichnis ein völlig „abstraktes Bild”, wobei man zugeben muß, daß „abstrakt” sowohl in der bildenden Kunst als auch in der vorliegenden Anwendung auf die Dichtung nicht ganz den Sinn dessen trifft, was gemeint ist. Wenn man die Syntax des Satzes „als agelstern varwe tuot” untersucht, stellt man fest, daß die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt innerhalb dieses Satzes nicht eindeutig festgelegt zu sein scheint. Unter Umständen kann man das Subjekt „Elster” mit dem Objekt „Farbe” vertauschen, so daß „varwe” zum Subjekt würde mit dem Effekt, daß nun der Elster nach dem Prinzip von „Alles oder Nichts” von der „varwe” her etwas geschieht. Der Elster etwas „antut”. Diese Vertauschung wäre möglich, weil „varwe“ im Akkusativ und Nominativ gleichlautet. Die Satzstellung von „varwe “ (hinter „agelstern“) spricht eindeutig dagegen. Dennoch gehen alle bisherigen Deutungen theoretisch davon aus, daß „varwe“ Subjekt des Verses 1,6 ist.
Es kann mißverstanden werden, weil seine dichterische Form nicht als Ergebnis einer künstlerischen Metamorphose wahrgenommen wird. Wenn Hartmann also im Rahmen seiner aventiure die Schöpfungsgeschichte immer wieder zitiert und parodiert, nicht zuletzt im Hinblick auf die Annahme, daß der Sündenfall des ersten Menschenpaares eine erste, noch verbotene bzw. Eigenmächtig vollzogene Liebesvereinigung gewesen sein könnte, so entlarvt Wolfram den formalen Anspruch Hartmanns, durch solche flachen Analogiebildungen auch als Dichtung „wahr“ zu sein, dadurch, daß er sie travestiert und damit ihren formalen Geltungsanspruch lächerlich macht. In diesem Literaturstreit ging es Wolfram nicht darum, einen Geltungsanspruch im Kreise seiner Dichterkollegen anzumelden, wie dies von Gottfried unterstellt wurde, sondern darum, den Wahrheitsanspruch des christlichen bzw.