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An diesem Mittwoch soll zum ersten Mal die Glocke am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt erklingen. Ein 17 Jahre alter Schüler wird sie um elf Uhr elf Mal anschlagen. Anschließend werden Schüler musizieren und Texte vortragen sowie, akzentuiert durch Glockenschläge, die Namen der Opfer des 26. Und sie werden Blumen an der Gedenktafel am Gymnasium ablegen, auf der die Namen der 16 Menschen stehen, die vor 15 Jahren von einem ehemaligen Schüler kaltblütig erschossen wurden.
Der 19-Jährige erschoss zwölf Lehrkräfte, eine Schülerin und einen Schüler, eine Sekretärin, einen Polizisten und letztlich sich selbst. Es war das erste Schulmassaker eines solchen Ausmaßes an einer deutschen Schule. Zuvor waren Massaker mit Schusswaffen ein Phänomen, dass man in Deutschland nur aus den USA kannte, etwa von der Columbine High School in Littleton (1999). Dass einer ihrer Lehrer “der Held von Erfurt” ist, hat Christiane Alt in der Zeitung gelesen, die Schlagzeile war groß.
Kurz vor 11 Uhr betritt er an diesem Tag vor genau 20 Jahren seine ehemalige Schule. Wenige Augenblicke später fällt der erste Schuss. Raum für Raum, Etage für Etage durchkämmt der 19-Jährige das Schulgebäude.
Anders scheint es mit der inneren Individualität zu sein. Viele Erfurter haben ihre Kinder schon vor dem schwarzen Freitag von dieser Schule genommen, weil sie Kommunikation und Stil der Direktorin nicht ertrugen. Auch einzelne Lehrer, ehemalige Schüler und Eltern, deren Kinder nach wie vor auf ihr Gymnasium gehen, klagen über Machtspiele und Selbstherrlichkeit, über Mobbing, Tränen und Angst. So einschüchternd muss diese zierliche Person sein können, dass jede Beschwerde an ihr abtropft, als sei sie mit Teflon beschichtet. Schwer zu glauben, erst recht, weil niemand offen darüber spricht, doch die Direktorin soll für die miese Stimmung tatsächlich allein verantwortlich gewesen sein – wenn nicht für mehr.
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Sie wolle nicht mehr die Direktorin des Gutenberg-Gymnasiums sein. Einer ihrer ehemaligen Schüler war zum Massenmörder geworden, sie hatte 13 Lehrer verloren und zwei ihrer Schüler, ihre Sekretärin war in ihren Armen gestorben. Warum sollte sie nicht aufgegeben haben? Es war ein Gerücht, aber es schien wahrscheinlich.
In den Folgejahren gab es weitere Gewalttaten an deutschen Schulen, etwa in Winnenden bei Stuttgart. März 2009 erschoss ein 17-Jähriger 15 Menschen in seiner früheren Schule, der Albertville-Realschule. Sehr kurzfristig nach dem Tag sei mit dem Lehrerfortbildungsinstitut in Bad Berka der Krisenordner für Schulen entwickelt worden, so Treunert. Ein erster Leitfaden für Lehrer und Lehrerinnen im Krisenfall – vom reinen Schulwegunfall über den Chemieunfall bis hin zur Bedrohung und zum Amoklauf.
Anfangs war es das Anliegen der unmittelbar betroffenen Schüler-, Eltern- und Lehrergeneration, der Trauer um die bekannten Personen Ausdruck zu verleihen. Heute sind es neben dem Erinnern die Fragen der Zeit, die den Inhalt des Rituals verkörpern. Die Rolle der Zeitzeugen ist dabei von großer Bedeutung – und ein Potenzial in der Werteerzielung, das es „auszubeuten“ gilt.
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Am Tag der Schüsse hatten selbst entfernte Bekannte von Steinhäuser noch bis zu 1000 Euro pro Interview bekommen, eine von ihnen verlangte am Ende 5000 Euro für ein Gespräch. Aber da hatte sie das Wenige, was sie wusste, schon vor zu vielen Kameras erzählt. Es ist früher Dienstagabend, als Christiane Alt ihre Schule wieder verlässt. Am Morgen war sie energisch und sicher hinein gegangen. “Ich hatte eine falsche Vorstellung”, sagt sie.
Sie hatte mit dem Kultusministerium über die Prüfungen zu sprechen. Und als die Partnerschule aus Mainz Hilfe anbot, hat sie geplant, welche Vertretungen sie braucht. Sie hat keine Kinder, diese Schule sei ihr Kind gewesen, sagt sie.
Christiane Alt, so rekonstruierten Ermittler später, habe ganz oben auf der Liste des Täters gestanden. Als der 19 Jahre alte Täter an jenem Vormittag um 10.45Uhr die Schule betrat, fragte er zuerst beim Hausmeister nach der Direktorin. Sie sei da, aber wegen der Abiturprüfungen nicht zu sprechen, sagte dieser.
In Erfurt-Kühnhausen hat ein Auto eine Bahnschranke beschädigt. Sie lässt sich nicht mehr schließen, so dass Autofahrer am Übergang erst einmal anhalten müssen. April 2002 bei einem Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt. Am Dienstag, 20 Jahre danach, wird erneut der Opfer gedacht. Wir werfen einen Blick zurück und sprechen mit Überlebenden. Lehrermangel und Unterrichtsausfall – ein immer größeres Problem in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
In Eschede beispielsweise kannte sich niemand vorher, und auch danach hatte man wenig mit den anderen zu tun. Am Gutenberg-Gymnasium aber werde aus jedem Funken gleich ein Flächenbrand. Sie weiß genau, dass sich die Vorwürfe vor allem auf die Zeit davor beziehen. Aber in solchen Momenten schlägt ihre nüchterne Distanz ganz schnell um, ein giftiger Ton blitzt dann auf, verletzend und verletzlich zugleich, beinahe menschlich nach so hartem Tobak. Zu groß ist die Angst, als Nestbeschmutzer geächtet zu werden, als Leichenschänder gar, ohne Pietät für die toten und überlebenden Opfer. Das Drama am Gutenberg-Gymnasium hat Verschwiegenes erst recht unaussprechbar gemacht.
Aber nun stehen sie zusammen und weinen. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) kritisiert die stark steigenden Zuschüsse für den Flughafen Erfurt-Weimar. 5,9 Millionen Euro soll der Flughafen erhalten.
Erst mehr als drei Jahre später, nach umfangreichen Rekonstruktions- und Umbauarbeiten am Gebäude, wurde der Schulbetrieb in den Räumen des Gymnasiums am 29. August 2005 mit einer Feierstunde offiziell wieder aufgenommen. Eine Treppe zum Eingangstor hat die Außenansicht des Gebäudes stark verändert.
April 2002 der Tod ins Gebäude kommt, steht die Schule mit einem Schlag im Fokus der Weltöffentlichkeit. Ein ehemaliger Schüler, den sie zuvor wegen mehrfachen Betrugs der Schule verwiesen hatte, erschießt 16 Menschen und dann sich selbst. 31 Jahre war Christiane Alt die Schulleiterin des Gutenberg-Gymnasiums in Erfurt. Sie ist wohl Deutschlands bekannteste Schuldirektorin. Die Schule hat sie mit aufgebaut und sie nach ihrer dunkelsten Stunde vertreten. Nun geht sie in Rente und spricht von einer Bildungsmisere in Deutschland.
Beim Amoklauf von Erfurt am Vormittag des 26. 1947 wurde das Erfurter Institut für Lehrerbildung mit in das Gebäude aufgenommen, das jedoch 1960 wieder auszog. Seit 1959 trug die Schule den Namen Polytechnische Oberschule 7 “Johann Gutenberg”. An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen. Neben den technischen Voraussetzungen wurde auch das Thüringer Schulgesetz in direktem Bezug auf den Vorfall am Gutenberg-Gymnasium überarbeitet.
- Bis jetzt hat noch keiner der Lehrer gesagt, er wolle nicht mehr Lehrer sein.
- Ein ehemaliger Schüler, den sie wegen mehrfachen Betrugs der Schule verwiesen hatte, hatte 16 Menschen und sich selbst erschossen.
- „Dann waren viele sehr beliebte Lehrer und Lehrerinnen weg.
- Christiane Alt ist wohl Deutschlands bekannteste Schuldirektorin.
- April 2002 erschießt ein ehemaliger Schüler am Gutenberg-Gymnasium 16 Menschen und tötet sich anschließend selbst.
April 2002 zwölf Lehrerinnen und Lehrer, eine Schülerin, ein Schüler, eine Sekretärin und ein Polizist, ehe sich der Täter erschoss. Christiane Alt ist wohl Deutschlands bekannteste Schuldirektorin. Mit dem Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium am 26.